1923 - Die Geburtsstunde eines traditionsreichen Vereins.
In der Gastwirtschaft von Dettelbacher versammelten sich an Pfingsten 1923 auf Initiative des Sozialdemokraten Hans Küfner etwa 20 Kleinrinderfelder, um den Arbeiter-Turn- und Sportverein ins Leben zu rufen, der an den 1913 gegründeten Arbeiter-Turn- und Sportverein anknüpfte. Zum 1. Vorsitzenden wählte man Josef Heim, zum Turnwart Hans Küfner. 1926 wurde Josef Heim vom Theodor Linsenbreder abgelöst. Nach Jahren des mühevollen Aufbaus stand der ATSV in voller Blüte. Die hiesigen Arbeitersportler kooperierten eng mit der freien Turnerschaft Heidingsfeld, dem TSV Reichenberg sowie den Turngemeinden von Höchberg und Waldbüttelbrunn. Der ATSV Kleinrinderfeld veranstaltete Turn- und Gartenfeste, gründete eine Leichtathletikabteilung, einen Spielmannszug, eine Fußballabteilung und führte schließlich das Kinderturnen ein. Zu den Arbeitersportlern gehörte auch der Radfahrverein „Solidarität“. Am Ortsausgang in Richtung Gerchsheim (heute Gerchsheimer Straße 25 und 25 a) hatte der Sportverein einen eigenen Turnplatz mit Gerätehalle.
1933 – eine schreckliche Zeit bahnt sich an
Das grausame NS-Regime machte auch vor dem Vereinsleben in Kleinrinderfeld nicht halt: Die Maßnahmen zur Ausschaltung der politischen Parteien waren bis Mitte Juli 1933 formal abgeschlossen. Sechs Tage nach den Reichstagswahlen wurden Reichsbanner, Eiserne Front und Sozialistische Arbeiterjugend verboten; am 29. März die Arbeitersportvereine und weitere Organisationen. Der ATSV Kleinrinderfeld musste seine Tätigkeit einstellen. Das Vereinsvermögen und Turngeräte wurden beschlagnahmt. Über vier Jahre untersagte das totalitäre System jeglichen Sport in Kleinrinderfeld.
1937 – der dritte Anfang
Getragen von großen Idealen, kämpferisch und von der „guten Sache“ überzeugt, erfolgte am 10 September 1937 in der ehemaligen Gastwirtschaft von Jakob Borst die dritte Gründung des Vereins. Zum ersten Vorstand wählte man Ludwig Henneberger.
Und wieder trieb man engagiert, mit großer Begeisterung, Sport in Kleinrinderfeld! Die Abteilungen errangen sehr beachtliche sportliche Erfolge. Das Vereinsleben blühte erneut auf!
1939 – Beginn des zweiten Weltkrieges
Der größte Konflikt der Menschheitsgeschichte verschont auch Kleinrinderfeld nicht.
Dramatisch schlug das Schicksal erneut zu: Ohne vorherige Kriegserklärung erfolgt am 1. September 1939 der Angriff des Deutschen Reiches auf Polen. Die Ausweitung des Kriegs auf die Vereinigten Staaten und Asien erfolgte durch den japanischen Angriff auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 und dadurch, dass das Deutsche Reich und Italien vier Tage später den Vereinigten Staaten den Krieg erklärten.
Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges hatte auch für den ATSV Kleinrinderfeld verheerende Folgen: Ein Großteil der Mitglieder wurde zum Dienst an der Waffe verpflichtet. 42 Sportkameraden, deren Schicksal auch heute noch in unserer Erinnerung zugegen ist, kehrten aus diesem unsinnigen und zerstörerischen Krieg nicht mehr heim!
1945 - Der Aufbruch in ein neues Zeitalter
Der Turn- und Sportverein Kleinrinderfeld (TSV)
Deutschland hatte den Krieg verloren; die Städte – insbesondere unser Würzburg – lagen in Schutt und Asche. Beinahe 60 Millionen Menschen mussten ihre Leben für eine unbegreifliche Sache lassen. Viele Familien in Kleinrinderfeld mussten großes Leid tragen. Doch war man sich bewusst, die Menschen mussten aus einer gewissen Kriegslethargie gerissen werden. Sportler aus der Glanzzeit des Vereins waren aus der Kriegsgefangenschaft früh nach Hause gekommen. Allen voran unser verehrter – am 1. Juni 1990 verstorbener - Ehrenvorstand Raimund Leukert.
Raimund Leukert und Theodor Linsenbreder waren es, die am 3. März 1946 den vierten Anfang wagten. Sie luden zur Gründungsversammlung in die Gastwirtschaft „Zum Löwen“ ein; zahlreiche junge Menschen folgten dem Ruf nach sportlicher Ertüchtigung. Am Tage des „vierten Neuanfanges“ wurde der noch heute geführte Vereinsname „TSV Kleinriderfeld“ gegeben.
Bereits nach zwei Wochen zählte der TSV 125 Mitglieder!
Neugewählter Vorstand Raimund Leukert stand dem TSV bis zum 4. April 1982, also 36 Jahre als 1. Vorstand beispielhaft und unvergleichlich vor. Der TSV war einer seiner großen Lebensinhalte; sein – der TSV – entwickelte sich zu einem blühenden, aufstrebenden, modernen Sportverein, in dem das Wort „Gemeinsinn“ sehr groß geschrieben wurde und auch heute, im Jubiläumsjahr 2013 sehr große Bedeutung hat.
1946 – 1978 – Jahre der Bewegung
Es tut sich viel im TSV
1946 Gründung der Handballabteilung
1948 Gründung der Faschingsgruppe
1951 Aufstieg in die A-Klasse der Fußballmannschaft
1953 Eine Tischtennisabteilung erweitert das Angebot
1963 großes Turnfest im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums
1968 Sanierung des Sportplatzes in Eigenleistung
1978 – 2013 – Gemeinsinn, kein leeres Wort im TSV
Taten belegen: gemeinsam ist man stark
1978 Wiederum ein großer Akt der Gemeinsamkeit im TSV – der Bau des Vereinsheimes (Raimund-Leukert-Sportheim)
1978 Gründung der Volleyball- und Badmintonabteilung
1980 Der TSV begrüßt sein 500stes Mitglied
1982 Raimund Leukert wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt
1988 Gründung der Tennisabteilung; Bau der Tennisplätze in Eigenleistung
1988 Gründung der Karateabteilung
1990 Neubau des TSV-Sportplatzes in Eigenleistung
1991 Der TSV zählt ca. 900 Mitglieder
1996/1997 Aufstieg der 1. Mannschaft – Fußball – in die Bezirksoberliga
2000 Großzügige Unterstützung der Gemeinde bei der Sanierung des Schulsportplatzes mit Bau der Tribüne und gelungener Außenanlage
2002 Bau des Tennisheimes in Eigenleistung
2002 Gründung der Abteilung „Kleinrinderfelder Karneval Club“ (Fortführung der „Kleinrinderfelder Faschingsfreunde)
Bis zum heutigen Tag: „Zug um Zug“ grundlegende Sanierungsmaßnahmen und Erneuerungsmaßnahmen im und am Sportheim, am Sportplatz und den Außenanlagen in Eigenleistung durch aktive Mitglieder des Vereins, die sich sehen lassen kann.
Doch ganz besonders stolz auf den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte dürfen wir mit dem
Aufstieg der ersten Mannschaft in die Bayern-Liga 2011/12 sein.
Die Saison 2012/13 wird unvergessen in der Bevölkerung und unvergessen in der Vereinsgeschichte des TSV sein.
1923 – 2013: Der TSV Kleinrinderfeld:
Ein soziales Gefüge - von Menschen getragen
Für außerordentliche Leistungen um den Verein wurden folgende Mitglieder in den vergangenen Jahren zum Ehrenmitglied ernannt:
Henneberger Elmar
Henneberger Kurt - verstorben
Hess Ludwig - verstorben
Karches Oswald
Popp Alfred - verstorben
Popp Hermann - verstorben
Rügamer Werner (ernannt in der Jahreshauptversammlung 2013)
Scheuermann Arthur - verstorben
Scheuermann Richard - verstorben
Scheuermann Siegried - verstorben
Schnarr Werner - verstorben
Schnell Therese - verstorben
Then Edgar - verstorben
Zorn Kurt
Aufgrund seiner besonderen Verdienste um den TSV in seiner Amtszeit als 1. Vorstand (u.a. Planung und Genehmigungsverfahren des neuen Sportplatzes) wurde Horst Plattner zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Verehrte Leserin, verehrter Leser,
der TSV hat in seiner 90-jährigen Geschichte ganz Großartiges für die Gemeinde Kleinrinderfeld und die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger geleistet. Der Anteil an qualifizierter Jugendarbeit, den Ehrenamtliche im Verein seit 90 Jahren engagiert und mit Freude leisten, ist durch Geldwert nicht auszugleichen. Jeder Jugendliche, der in einem Verein fest integriert ist, lernt frühzeitig, teamfähig zu sein, Gemeinschaft zu erleben und zu leben; vor allem gliedert er sich problemlos in die Gesellschaft ein und trägt im Erwachsenenalter häufig ehrenamtlich zu einem funktionierenden Gemeinwesen bei.
An dieser Stelle sei es erlaubt, allen Ehrenamtlichen im Verein, seien sie in der Jugend- oder Erwachsenenarbeit tätig oder als technische Mitarbeiter stetig um die Außenanlagen oder die Liegenschaften des TSV bemüht, ein herzliches „Vergelts Gott“ zu sagen. Ohne das große Engagement Ehrenamtlicher wäre der TSV Kleinrinderfeld nicht zu führen. Die Gesellschaft wäre nicht in der Lage, dieses Netz Ehrenamtlicher durch Hauptamtliche zu ersetzten.
Weiter darf ich den Verantwortlichen im TSV Dank zu sagen für die Ehre, mir die Schirmherrschaft zum 90-jährigen Jubiläum zu übertragen. Es erfüllt mich mit Stolz und großer Freude, dieses ehrenvolle Amt übernehmen zu dürfen.
Der Vorstandschaft: Matthias Hollenbach, Kurt Jäger, Helmut Zorn, Herbert Henneberger und Tobias Voeske danke ich für die freundschaftliche und gedeihliche Zusammenarbeit zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde; insbesondere danke ich aber auch für die private Freundschaft, die sich unter uns entwickelt hat. Ich freue mich auf weiterhin gemeinsame gute Jahre – in jeder Hinsicht.
Ich bin sicher, dass der TSV in eine gute und gesicherte Zukunft blicken darf; ich tue dies in der Gewissheit um die Sorge und Fürsorge der Mitglieder um „ihren Verein“. Und ich tue dies in der Gewissheit, dass in diesem traditionsreichen, lebendigen Verein Menschen gemeinsam für die „gute Sache“ arbeiten. Ich glaube an die „gute Sache“ und bin stolz darauf, zu einem kleinen Teil an der Geschichte des Vereins mitwirken zu dürfen. Gemeinsam – mit Unterstützung ALLER – werden wir an einer positiven Geschichte für die Nachwelt weiterschreiben können.
Ich freue mich sehr auf die heutige Festveranstaltung, das Treffen und die Gespräche mit den Freunden und Gästen und wünsche den Festverantwortlichen den gewünschten Erfolg, vor allem jedoch
Gottes Segen für die Zukunft.
von Eva Maria Linsenbreder
Die Fußballmannschaft schaffte 1951 nach einer Siegesserie erstmals den Aufstieg in die A-Klasse. Bis in die 1990er Jahre spielte der Verein in den unterklassigen Ligen des Kreises Würzburg. Nach dem ersten Aufstieg in die unterfränkische Bezirksliga folgte 1994 der Aufstieg in die Bezirksoberliga Unterfranken. Diese beiden Ligen blieben für fast 20 Jahre sportliche Heimat des TSV Kleinrinderfeld. In der Saison 2010/11 gelang unter Trainer Norbert Mahler erstmals der Aufstieg in die Landesliga Bayern Nord. Dort etablierte sich die Mannschaft im Spitzenfeld und stieg in die Bayernliga auf, in der er sich jedoch nur ein Jahr halten konnte und in der Folgesaison als Tabellenletzter Abstieg.